6 Die Frau und die Kirche
Heute spielt die Frage nach Gleichberechtigung von Mann und
Frau im Sinne der Kirche und der Religion eine große Rolle. Viele Menschen
sehen nicht ein, dass der römisch-katholische Glauben keine weiblichen
Priesterämter zulässt und fordern eine Reformation der Kirche, die der modernen
Gesellschaft entspricht und sich nicht mehr auf die Dogmen vergangener
Jahrhunderte beruft.
Die Frauenfeindlichkeit der Kirche rührt vor allem daher,
dass die Kirche von Anfang an Eva als Urheberin aller Sünde auf der Welt
darstellt. Sie ist diejenige, die Adam verführt hat und sie hat diese
ursprüngliche Sünde an alle ihre Nachfahren vererbt. Außerdem ist sie zeitlich
nach dem Mann erschaffen worden, sie muss sich also dem Mann gegenüber unterwürfig
verhalten. Die Tatsache, dass Eva aus der Rippe Adams erschaffen worden ist,
verfestigt diese Meinung noch mehr.
6.1 Der Hexenhammer
Im Jahre 1473 hält ein Dominikanermönch namens Heinrich
Kramer oder auch Heinrich Institoris eine Rede, in der er öffentlich den
regierenden Kaiser Friedrich III. angreift. Daraufhin wird er in Rom
inhaftiert, jedoch ein Jahr später wieder entlassen. Am selben Tag der
Entlassung, erhält er vom Papst Sixtus IV. die Befugnis zur Inquisition, also
das Recht, kirchliche Gerichtsverfahren gegen Andersgläubige durchzuführen.
Abbildung
20: Titelseite des Malleus Maleficarum Lyon 1669
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6.1.1 Des Hexenhammers erster Teil
Im ersten Teil beschäftigt sich Kramer mit der Frage, wie man
eine Hexe und ein Hexenverbrechen definiert und was alles zur Hexentat gehört.
Dabei wird schnell klar, dass Kramer dabei eine äußerst auffällige
Frauenfeindlichkeit an den Tag legt, die das gesamte Werk durchzieht. Seiner
Meinung nach sind Frauen anfälliger für schwarze Magie und in ihrem Wesen
unrein, sind sie doch die Nachkommen der Sünderin Eva, die Adam zur Sünde
verführt hat. Außerdem hätten Frauen Defizite im Glauben, was das lateinische Wort
femina beweise. Das Wort setze sich
laut Kramer aus fides „Glauben“ und minus „weniger“ zusammen. Zusätzlich
wohne den Frauen eine sexuelle Unersättlichkeit inne, denen die Männer zum
Opfer fallen würden. Vor allem deshalb gelten Hexen als Liebhaberinnen von
Dämonen und des Teufels, welche dann Inkubi genannt werden. Als Inkubus gilt
ein Dämon, der sich nachts mit einer Frau paart und als Sukkubus ein weiblicher
Dämon, welcher den Männern im Schlaf den Samen stielt.
„… Denn mögen auch die Schriften im Alten Testament
von den Weibern meist Schlechtes erzählen, und zwar wegen der ersten Sünderin,
nämlich Eva und ihrer Nachahmerinnen…“[1]
„…Aber weil noch in den jetzigen Zeiten sich jene
Ruchlosigkeit mehr unter den Weibern als unter den Männern findet, wie die
Erfahrung selbst lehrt, können wir bei genauerer Prüfung der Ursache über das
Vorausgeschickte hinaus sagen, daß, da sie allen Kräften, der Seele des Leibes,
mangelhaft sind, es kein Wunder ist, wenn sie gegen die, mit denen sie
wetteifern, mehr Schandtaten geschehen lassen….“[2]
„…Der Grund ist ein der Natur entnommener: weil es
fleischlicher gesinnt ist als der Mann, wie aus den vielen fleischlichen
Unflätereien ersichtlich ist. Diese Mängel werden auch bei der Schaffung des
ersten Weibes gekennzeichnet, indem sie aus einer krummen Rippe geformt wurde,
d.h. aus einer Brustrippe, die gekrümmt und gleichsam dem Mann entgegengeneigt
ist. Aus diesem Mangel geht auch hervor, daß, da das Weib nur ein
unvollkommenes Tier ist, es immer täuscht….“[3]
„Suchen wir nach, so finden wir, daß fast alle Reiche
der Erde durch die Weiber zerstört worden sind.“[4]
Einige der Kapitel heißen wie folgt:
Ob durch Inkubi und Sukkubi Menschen gezeugt werden
können, dritte Frage
Von welchen Dämonen derartiges, nämlich das Inkubat
und das Sukkubat, verübt wird, vierte Frage[5]
6.1.2 Des Hexenhammers zweiter Teil
Des Hexenhammers
zweiter Teil handelt von den Arten der Behexungen und wie man solche beheben
könne[6]. Kramer beschreibt zahlreiche
grausame Beispiele, wie sie den „Sterblichen“ – dabei natürlich allen voran den
Männern – Schaden zufügen können. Diese Beispiele erstrecken sich von der
Erklärung der Impotenz bei Männern bis zur Erklärung von Naturkatastrophen und
die damit verbundene Lebensmittelknappheit.
Viele Kritiker behaupten allerdings, dass einige
Grausamkeiten dem Erfahrungsschatz Kramers entspringen, der damals schon mit
vielen verschiedenen Arten der Folterung vertraut gewesen ist. Einige
Kapitelnamen sind folgende:
Kapitel 6: Über die Art, wie sie die Zeugungskraft zu
hemmen pflegen
Kapitel 7: Über die Art, wie sie die männlichen
Glieder wegzuhexen pflegen
Kapitel 11: Über die Weise, wie sie jede Art von
Krankheiten anhexen können, insbesondere schwerere Krankheiten
Kapitel 15: Über die Art, wie sie Hagelschlag und
Gewitter zu erregen und Blitze auf Menschen und Haustiere zu schleudern pflegen[7]
6.1.3 Des Hexenhammers dritter Teil
Abbildung
21: Folterung einer Hexe durch die Inquisition
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„Die zweite Vorsichtsmaßregel ist nicht nur nach
dieser ersten zu beobachten, sondern auch zu jeder Zeit vom Richter und allen
Beisitzern zu achten, sondern auch zu jeder Zeit vom Richter und allen
Besitzern zu beachten: daß sie sich von ihr körperlich nicht berühren lassen,
besonders an der nackten Verbindungsstelle der Hände und Arme, sondern sie auf
jeden Fall am Palmsonntag geweihtes Salz und geweihte Kräuter bei sich tragen sollen.
Diese Dinge nämlich, zusammen mit geweihtem Wachs eingewickelt und am Hals
getragen, haben, wie sich oben im zweiten Teil des Werkes über die Heilmittel
gegen angehexte Krankheiten und Mängel erheben hat, eine wunderbare vorbeugende
Wirksamkeit, nicht nur nach den Zeugnissen von Hexen, sondern auch infolge der
Praxis und Gepflogenheit der Kirche, die zu diesem Ende derlei exorziert und
weiht, wie es sich in deren Exorzismen ergibt, wenn es heißt „ Zur
Verscheuchung aller Macht des Feindes“ etc.“[8]
Der dritte Teil kann aber auch als Aneinanderreihung
sadistischer Foltermethoden beschrieben werden, mit denen die Frauen zu
Geständnissen gezwungen werden sollten. Außerdem legitimiert der dritte Teil
die Gerichte dazu, ihnen falsche Versprechungen machen zu dürfen, ihnen Proben
zu unterziehen, die ihre magischen Kräfte beweisen sollen und sie auch zu
foltern, wie diese Kapitelüberschriften beweisen:
Dreizehnte Frage. Von dem, was der Richter vor der
Vorlegung der Fragen in der Kerker- und Folterkammer zu beachten hat. Neunter
Akt.
Vierzehnte Frage. Über die Art zu den peinlichen
Fragen zu verurteilen, und wie sie am ersten Tag peinlich zu verhören sei und
ob man ihr die Erhaltung des Lebens versprechen könne. Zehnter Akt.
Fünfzehnte Frage. Über die Fortsetzung der Folter und
von den Vorkehrungen und Zeichen, an denen der Richter die Hexe erkennen kann,
und wie er sich gegen ihre Behexungen schützen soll. Und wie sie zu scheren
sind und wo sie ihre Hexenmittel verborgen haben. Mit verschiedenen
Erklärungen, der Hexenkunst der Verschwiegenheit zu begegnen. Elfter Akt.
Siebzehnte Frage. Über die gewöhnliche Reinigung und
besonders über die Probe mit dem glühenden Eisen, an welche die Hexer
appelieren. [9]
6.1.4 Die Hexenverfolgungen
Den genauen Anfang der Verfolgungen vermeintlicher Hexen kann
man ebenso wenig auf ein genaues Jahrhundert festlegen, wie das Ende dieser.
Die grausamen Vorgangsweisen gegen diese Magiekundigen finden bis ins Zeitalter
der Aufklärung immer wieder Zuspruch von Seiten der Kirche und der Bürger,
bevor die Zahl der Verbrennungen erheblich abnimmt. Allerdings ist der Glaube
an Schadenzauber sogar heute noch nicht überall verblasst. In Lateinamerika,
Südostasien und vor allem in Afrika erlebt die Verurteilung von Hexen und
Magiern schon seit längerem einen Aufschwung. Dabei werden vor allem sozial
Schwache der Gesellschaft für um sich greifende Epidemien, Armut, Not und
soziale Krisen verantwortlich gemacht.
6.2 Die Frau und das Priesteramt
Ein Artikel aus dem Standard vom 14. Oktober 2013 berichtet
folgendes:
Papst will
Rolle der Frau in der Kirche stärken
Franziskus: "Ich leide,
wenn ich sehe, wie in der Kirche die Rolle des Dienstes der Frau in eine Rolle
der Dienerschaft abgleitet"
Vatikanstadt
- Die Aufgabe der Frau in der katholischen Kirche
darf sich nach Ansicht des Papstes nicht auf niedere Dienste beschränken.
"Ich sage euch ehrlich: Ich leide, wenn ich sehe, wie in der Kirche oder
in einigen kirchlichen Einrichtungen die Rolle des Dienstes der Frau in eine Rolle der Dienerschaft abgleitet",
sagte Franziskus laut Kathpress am Samstag vor Vertretern des päpstlichen
Laienrates im Vatikan.
Die Rolle
der Frau in der Kirche liege ihm besonders am
Herzen. "Auch in der Kirche müssen wir uns fragen: Welche Präsenz hat die Frau? Kann sie stärker wertgeschätzt werden?", so
Franziskus.
Sie ist "die
Kirche"
Alle hätten
in der Kirche einen Dienst zu verrichten. "Aber wenn ich Frauen sehe, die Arbeiten der Dienerschaft und nicht
des Dienstes verrichten ... Es ist so, dass man nicht recht versteht, was eine Frau tun soll." Ihm gefalle der Gedanke,
"dass die Kirche nicht 'der Kirche' ist. Sie ist 'die Kirche'. Die Kirche
ist eine Frau! Eine Mutter. Und das ist schön.
Wir müssen mehr darüber nachdenken."
Papst
Franziskus hatte sich zuletzt wiederholt dafür ausgesprochen, Frauen mehr Leitungsverantwortung in der katholischen
Kirche zu übertragen. Größere Verantwortung sei aber nicht gleichbedeutend mit
Weiheämtern, so der Papst in einem Interview mit der Zeitschrift
"Civilta". Maria sei in der Kirche wichtiger als alle Päpste. (APA,
14.10.2013)
Man munkelt
ob man in Zukunft eine Veränderung in diese Hinsicht erwarten kann. Erstaunlich
modern zeigt sich allerdings die Kirche mit der Umfrage zu Partnerschaft, Ehe
und Familie, an der man sich online beteiligen kann. Diese Fragebögen, die
Jugendliche als Zielgruppe haben, sind von Papst Franziskus als Vorbereitung
auf die Familiensynode im kommenden Jahr allen Bistümern auf der ganzen Welt
zukommen lassen.
[1] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen
selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[2] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen
selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[3] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen
selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[4] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen
selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[5] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis
[6]Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R.
Schmidt, Inhaltsverzeichnis
[7] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis
[8] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Dritter Teil,
Fünfzehnte Frage
[9] Der Hexenhammer von Heinrich
Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis
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