Mittwoch, 19. Februar 2014

Portfolio "Religion in der Literatur" - 6 Die Frau und die Kirche



6 Die Frau und die Kirche

Heute spielt die Frage nach Gleichberechtigung von Mann und Frau im Sinne der Kirche und der Religion eine große Rolle. Viele Menschen sehen nicht ein, dass der römisch-katholische Glauben keine weiblichen Priesterämter zulässt und fordern eine Reformation der Kirche, die der modernen Gesellschaft entspricht und sich nicht mehr auf die Dogmen vergangener Jahrhunderte beruft.
Die Frauenfeindlichkeit der Kirche rührt vor allem daher, dass die Kirche von Anfang an Eva als Urheberin aller Sünde auf der Welt darstellt. Sie ist diejenige, die Adam verführt hat und sie hat diese ursprüngliche Sünde an alle ihre Nachfahren vererbt. Außerdem ist sie zeitlich nach dem Mann erschaffen worden, sie muss sich also dem Mann gegenüber unterwürfig verhalten. Die Tatsache, dass Eva aus der Rippe Adams erschaffen worden ist, verfestigt diese Meinung noch mehr.

6.1 Der Hexenhammer

Im Jahre 1473 hält ein Dominikanermönch namens Heinrich Kramer oder auch Heinrich Institoris eine Rede, in der er öffentlich den regierenden Kaiser Friedrich III. angreift. Daraufhin wird er in Rom inhaftiert, jedoch ein Jahr später wieder entlassen. Am selben Tag der Entlassung, erhält er vom Papst Sixtus IV. die Befugnis zur Inquisition, also das Recht, kirchliche Gerichtsverfahren gegen Andersgläubige durchzuführen.
Abbildung 20: Titelseite des Malleus Maleficarum Lyon 1669
Nachdem er einem Prozess gegen Juden in Trient beiwohnt, beginnt er die Verfolgung angeblicher Hexensekten. Um seine Taten vor Gott rechtfertigen zu können, aber auch um landesweit an Einfluss zu gewinnen, lässt er 1484 den damaligen Papst Innozenz VIII. eine von Heinrich geschriebene Bulle herausgeben – die sogenannte Hexenbulle (Summis desiderantes affectibus). Sie legalisiert und vereinfacht die Hexenverfolgung erstmals im Namen der Kirche. Heinrich Institoris und Jakob Sprenger sind durch sie dazu berechtigt, gegen Zauber, Hexen sowie gegen Ketzer gerichtlich vorzugehen, jedoch nicht dazu, sie zu verbrennen. Er veranlasst zahlreiche Hexenprozesse, darunter auch einen in Innsbruck, bei dem er jedoch Widerstand der Diozöse Brixen und vieler Vertreter unterschiedlicher sozialer Schichten erfährt. Um seine Position zu stärken und die Hexenverfolgung vor seinen Gegnern rechtfertigen zu können, fertigt er 1486 im einem Kloster in Speyer eines der verheerendsten Bücher der Weltliteratur: den Hexenhammer, oder in Latein: Malleus Maleficarum. Dieses Buch bietet eine Anleitung zur Hexenverfolgung und gliedert sich in drei Teile. Trotz des anfänglichen Ausbleibens des erwarteten Erfolges, steigt die Zahl der Hexenverbrennungen in Folge dieses Werkes erheblich an. Die Gesamtzahl der Opfer wird auf drei Millionen geschätzt.

6.1.1 Des Hexenhammers erster Teil

Im ersten Teil beschäftigt sich Kramer mit der Frage, wie man eine Hexe und ein Hexenverbrechen definiert und was alles zur Hexentat gehört. Dabei wird schnell klar, dass Kramer dabei eine äußerst auffällige Frauenfeindlichkeit an den Tag legt, die das gesamte Werk durchzieht. Seiner Meinung nach sind Frauen anfälliger für schwarze Magie und in ihrem Wesen unrein, sind sie doch die Nachkommen der Sünderin Eva, die Adam zur Sünde verführt hat. Außerdem hätten Frauen Defizite im Glauben, was das lateinische Wort femina beweise. Das Wort setze sich laut Kramer aus fides „Glauben“ und minus „weniger“ zusammen. Zusätzlich wohne den Frauen eine sexuelle Unersättlichkeit inne, denen die Männer zum Opfer fallen würden. Vor allem deshalb gelten Hexen als Liebhaberinnen von Dämonen und des Teufels, welche dann Inkubi genannt werden. Als Inkubus gilt ein Dämon, der sich nachts mit einer Frau paart und als Sukkubus ein weiblicher Dämon, welcher den Männern im Schlaf den Samen stielt.
„… Denn mögen auch die Schriften im Alten Testament von den Weibern meist Schlechtes erzählen, und zwar wegen der ersten Sünderin, nämlich Eva und ihrer Nachahmerinnen…“[1]
„…Aber weil noch in den jetzigen Zeiten sich jene Ruchlosigkeit mehr unter den Weibern als unter den Männern findet, wie die Erfahrung selbst lehrt, können wir bei genauerer Prüfung der Ursache über das Vorausgeschickte hinaus sagen, daß, da sie allen Kräften, der Seele des Leibes, mangelhaft sind, es kein Wunder ist, wenn sie gegen die, mit denen sie wetteifern, mehr Schandtaten geschehen lassen….“[2]
„…Der Grund ist ein der Natur entnommener: weil es fleischlicher gesinnt ist als der Mann, wie aus den vielen fleischlichen Unflätereien ersichtlich ist. Diese Mängel werden auch bei der Schaffung des ersten Weibes gekennzeichnet, indem sie aus einer krummen Rippe geformt wurde, d.h. aus einer Brustrippe, die gekrümmt und gleichsam dem Mann entgegengeneigt ist. Aus diesem Mangel geht auch hervor, daß, da das Weib nur ein unvollkommenes Tier ist, es immer täuscht….“[3]
„Suchen wir nach, so finden wir, daß fast alle Reiche der Erde durch die Weiber zerstört worden sind.“[4]
Einige der Kapitel heißen wie folgt:
Ob durch Inkubi und Sukkubi Menschen gezeugt werden können, dritte Frage
Von welchen Dämonen derartiges, nämlich das Inkubat und das Sukkubat, verübt wird, vierte Frage[5]

6.1.2 Des Hexenhammers zweiter Teil

Des Hexenhammers zweiter Teil handelt von den Arten der Behexungen und wie man solche beheben könne[6]. Kramer beschreibt zahlreiche grausame Beispiele, wie sie den „Sterblichen“ – dabei natürlich allen voran den Männern – Schaden zufügen können. Diese Beispiele erstrecken sich von der Erklärung der Impotenz bei Männern bis zur Erklärung von Naturkatastrophen und die damit verbundene Lebensmittelknappheit.
Viele Kritiker behaupten allerdings, dass einige Grausamkeiten dem Erfahrungsschatz Kramers entspringen, der damals schon mit vielen verschiedenen Arten der Folterung vertraut gewesen ist. Einige Kapitelnamen sind folgende:
Kapitel 6: Über die Art, wie sie die Zeugungskraft zu hemmen pflegen
Kapitel 7: Über die Art, wie sie die männlichen Glieder wegzuhexen pflegen
Kapitel 11: Über die Weise, wie sie jede Art von Krankheiten anhexen können, insbesondere schwerere Krankheiten
Kapitel 15: Über die Art, wie sie Hagelschlag und Gewitter zu erregen und Blitze auf Menschen und Haustiere zu schleudern pflegen[7]


6.1.3 Des Hexenhammers dritter Teil

Abbildung 21: Folterung einer Hexe durch die Inquisition
Der dritte Teil dient zur Veranschaulichung der Regeln für einen Hexenprozess. Er ist eine Anleitung zur Durchführung von Verfahren gegen Hexen und zeigt anhand von detaillierten Beispielen wie mit Magiekundigen umzugehen ist. Dabei erklärt Institoris auch, was alle zu beachten haben, um nicht den Verhexungen zum Opfer zu fallen.
„Die zweite Vorsichtsmaßregel ist nicht nur nach dieser ersten zu beobachten, sondern auch zu jeder Zeit vom Richter und allen Beisitzern zu achten, sondern auch zu jeder Zeit vom Richter und allen Besitzern zu beachten: daß sie sich von ihr körperlich nicht berühren lassen, besonders an der nackten Verbindungsstelle der Hände und Arme, sondern sie auf jeden Fall am Palmsonntag geweihtes Salz und geweihte Kräuter bei sich tragen sollen. Diese Dinge nämlich, zusammen mit geweihtem Wachs eingewickelt und am Hals getragen, haben, wie sich oben im zweiten Teil des Werkes über die Heilmittel gegen angehexte Krankheiten und Mängel erheben hat, eine wunderbare vorbeugende Wirksamkeit, nicht nur nach den Zeugnissen von Hexen, sondern auch infolge der Praxis und Gepflogenheit der Kirche, die zu diesem Ende derlei exorziert und weiht, wie es sich in deren Exorzismen ergibt, wenn es heißt „ Zur Verscheuchung aller Macht des Feindes“ etc.“[8]

Der dritte Teil kann aber auch als Aneinanderreihung sadistischer Foltermethoden beschrieben werden, mit denen die Frauen zu Geständnissen gezwungen werden sollten. Außerdem legitimiert der dritte Teil die Gerichte dazu, ihnen falsche Versprechungen machen zu dürfen, ihnen Proben zu unterziehen, die ihre magischen Kräfte beweisen sollen und sie auch zu foltern, wie diese Kapitelüberschriften beweisen:
Dreizehnte Frage. Von dem, was der Richter vor der Vorlegung der Fragen in der Kerker- und Folterkammer zu beachten hat. Neunter Akt.
Vierzehnte Frage. Über die Art zu den peinlichen Fragen zu verurteilen, und wie sie am ersten Tag peinlich zu verhören sei und ob man ihr die Erhaltung des Lebens versprechen könne. Zehnter Akt.
Fünfzehnte Frage. Über die Fortsetzung der Folter und von den Vorkehrungen und Zeichen, an denen der Richter die Hexe erkennen kann, und wie er sich gegen ihre Behexungen schützen soll. Und wie sie zu scheren sind und wo sie ihre Hexenmittel verborgen haben. Mit verschiedenen Erklärungen, der Hexenkunst der Verschwiegenheit zu begegnen. Elfter Akt.
Siebzehnte Frage. Über die gewöhnliche Reinigung und besonders über die Probe mit dem glühenden Eisen, an welche die Hexer appelieren. [9]

6.1.4 Die Hexenverfolgungen

Den genauen Anfang der Verfolgungen vermeintlicher Hexen kann man ebenso wenig auf ein genaues Jahrhundert festlegen, wie das Ende dieser. Die grausamen Vorgangsweisen gegen diese Magiekundigen finden bis ins Zeitalter der Aufklärung immer wieder Zuspruch von Seiten der Kirche und der Bürger, bevor die Zahl der Verbrennungen erheblich abnimmt. Allerdings ist der Glaube an Schadenzauber sogar heute noch nicht überall verblasst. In Lateinamerika, Südostasien und vor allem in Afrika erlebt die Verurteilung von Hexen und Magiern schon seit längerem einen Aufschwung. Dabei werden vor allem sozial Schwache der Gesellschaft für um sich greifende Epidemien, Armut, Not und soziale Krisen verantwortlich gemacht.

6.2 Die Frau und das Priesteramt

Ein Artikel aus dem Standard vom 14. Oktober 2013 berichtet folgendes:
Papst will Rolle der Frau in der Kirche stärken
Franziskus: "Ich leide, wenn ich sehe, wie in der Kirche die Rolle des Dienstes der Frau in eine Rolle der Dienerschaft abgleitet"
Vatikanstadt - Die Aufgabe der Frau in der katholischen Kirche darf sich nach Ansicht des Papstes nicht auf niedere Dienste beschränken. "Ich sage euch ehrlich: Ich leide, wenn ich sehe, wie in der Kirche oder in einigen kirchlichen Einrichtungen die Rolle des Dienstes der Frau in eine Rolle der Dienerschaft abgleitet", sagte Franziskus laut Kathpress am Samstag vor Vertretern des päpstlichen Laienrates im Vatikan.
Die Rolle der Frau in der Kirche liege ihm besonders am Herzen. "Auch in der Kirche müssen wir uns fragen: Welche Präsenz hat die Frau? Kann sie stärker wertgeschätzt werden?", so Franziskus.
Sie ist "die Kirche"
Alle hätten in der Kirche einen Dienst zu verrichten. "Aber wenn ich Frauen sehe, die Arbeiten der Dienerschaft und nicht des Dienstes verrichten ... Es ist so, dass man nicht recht versteht, was eine Frau tun soll." Ihm gefalle der Gedanke, "dass die Kirche nicht 'der Kirche' ist. Sie ist 'die Kirche'. Die Kirche ist eine Frau! Eine Mutter. Und das ist schön. Wir müssen mehr darüber nachdenken."
Papst Franziskus hatte sich zuletzt wiederholt dafür ausgesprochen, Frauen mehr Leitungsverantwortung in der katholischen Kirche zu übertragen. Größere Verantwortung sei aber nicht gleichbedeutend mit Weiheämtern, so der Papst in einem Interview mit der Zeitschrift "Civilta". Maria sei in der Kirche wichtiger als alle Päpste. (APA, 14.10.2013)
Man munkelt ob man in Zukunft eine Veränderung in diese Hinsicht erwarten kann. Erstaunlich modern zeigt sich allerdings die Kirche mit der Umfrage zu Partnerschaft, Ehe und Familie, an der man sich online beteiligen kann. Diese Fragebögen, die Jugendliche als Zielgruppe haben, sind von Papst Franziskus als Vorbereitung auf die Familiensynode im kommenden Jahr allen Bistümern auf der ganzen Welt zukommen lassen.




[1] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[2] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[3] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[4] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Über die Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, sechste Frage, S. 74
[5] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis
[6]Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis
[7] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis
[8] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Dritter Teil, Fünfzehnte Frage
[9] Der Hexenhammer von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, übersetzt von J.W.R. Schmidt, Inhaltsverzeichnis

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