Mittwoch, 19. Februar 2014

Portfolio "Religion in der Literatur" - 3 Religion heute



3 Wissenschaft und Gott

3.1 Die Wissenschaft und die Religion

Seit Jahrhunderten stehen sich Religion und Wissenschaft feindlich gegenüber. Da diese die Welt auf komplett unterschiedliche Weisen betrachten. Die Religion baut auf Glaube auf, wohingegen die Wissenschaft nach Forschung und Beweisen strebt. Daher ist es in der Vergangenheit zu zahlreichen Konflikten gekommen.


Im 15. Jahrhundert hat der Astronom und Physiker Kopernikus herausgefunden, dass sich nicht die Erde im Mittelpunkt des Sonnensystems befindet, sondern die Sonne. Bis zu diesem Zeitpunkt glauben alle Menschen, dass die Erde der Mittelpunkt des Kosmos sei. Dieses geozentrische Weltbild beherrscht das Denken des gesamten Mittelalters und steht im Einklang mit der Bibel. Das von Kopernikus wahre, heliozentrische Weltbild steht deshalb natürlich im Konflikt mit der Kirche und zeigt, dass Rom und somit der Sitz der katholischen Kirche, nicht der Mittelpunkt ist. Galileo Galilei stützt Kopernikus Entdeckung ebenfalls, jedoch droht ihm die Kirche mit dem Tod und er muss seine Forschungen widerrufen. Vielen Menschen ist sicherlich der Ausspruch „Und sie dreht sich doch“ bekannt, den der Forscher anscheinend nach seiner Anhörung geflüstert haben soll.


Im Zeitalter der Aufklärung trennen sich Staat und Kirche.  Außerdem wollen die Aufklärer die Offenbarungsreligion mit der sogenannten Vernunftreligion ersetzen, sehr zum Missfallen der Kirche. Die Menschen beginnen in dieser Zeit über Dinge weitergehend nachzudenken und über den Tellerrand hinauszublicken. Des Weiteren beginnen sie Dinge zu hinterfragen und nicht alles im Vorhinein zu glauben. Dazu kommt, dass die Religion den Menschen bessern und ihn zu einem sittlichen Wesen machen soll. Jedoch behaupten Aufklärer, dass diese Aufgabe genauso gut Erziehung und Bildung erfüllen kann. Man merkt die Kirch rückt immer mehr in den Hintergrund, da die Menschen laufend von neuen Lebensweisen und Erfindungen beeinflusst werden.

Im 19. Jahrhundert macht sich Charles Darwin mit seiner Evolutionslehre die Kirche zum Feind. Laut Darwin stammen wir Menschen vom Affen ab und sind nicht von Gott erschaffen worden. Viele Christen und Christinnen lehnen diese Theorie bis heute ab und glauben stattdessen an die biblische Schöpfungslehre.
Ein Argument der Kirche lautet: „Die Wissenschaft kann nicht beweisen, dass es einen Urknall gibt und deswegen muss es einen Gott geben“. Einen Beweis gibt es bis heute tatsächlich nicht, aber daraus folgt nicht automatisch, dass Gott existiert. Jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden, ob es für ihn persönlich Gott gibt oder man an etwas anderes beziehungsweise gar nichts glaubt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in den vergangen Jahrhunderten viele Menschen aufgrund ihrer Forschung von der Kirche hingerichtet worden sind. Der Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft dauert bis heute an und wird wahrscheinlich nie gelöst werden. Beispielsweise stempelt  die katholische Kirche das Thema Verhütungsmittel wie Pille, Kondome und Co. als ein absolutes Tabuthema ab. Stattdessen setzt die Kirche auf die Methode der natürlichen Familienplanung. Jedenfalls sollte jeder Mensch selbst entscheiden, an wen oder was er glaubt und welche Lebensweise er verfolgen möchte.
 

3.2 Goethes Faust

3.2.1 Inhalt

Am Anfang schließen der Teufel und Gott im Himmel eine Wette, da der Teufel davon überzeugt ist, dass er es schafft, Faust zu verführen und vom rechten Weg abzubringen. Doch Gott weiß, der Mensch irrt, solange er lebt.


Die Tragödie handelt von einem Wissenschaftler namens Heinrich Faust. Dieser strebt nach Bildung und möchte alles Wissen in sich vereinen. Doch er glaubt, es müsse noch mehr geben, und er denkt über den Sinn des Lebens nach. Daraufhin widmet er sich der Magie und beschwört einen Erdgeist, der ihn jedoch nur an seine Sterblichkeit erinnert. In tiefer Verzweiflung versucht sich Faust mit Gift umzubringen, aber dieser Selbstmordversuch wird durch das Läuten von den Osterglocken verhindert.
Tags darauf macht Faust zusammen mit seinem Assistenten Wagner einen Osterspaziergang. Dabei läuft ihm ein schwarzer Pudel zu und Faust beschließt diesen mitzunehmen. Im Studierzimmer verwandelt sich der Pudel in den Teufel Mephistopheles  mit dem Faust einen Teufelspakt eingeht. Der Teufel verspricht, Faust alle Wünsche zu erfüllen, jedoch muss dieser im Gegenzug dem Teufel seine Seele überlassen, wenn Mephistopheles es schafft, Faust Lebensglück zu vermitteln.

Zuerst besuchen Mephistopheles und  Faust einen Weinkeller, um den Wissenschaftler die Gesellschaft näher zu bringen und ihm zu zeigen, wie leicht sich das Leben leben lässt. Doch der Wein verwandelt sich in Feuer und die wütenden Gäste wollen auf den Teufel losgehen. Sie schaffen es aber rechtzeitig zu fliehen und finden sich in der Hexenküche wieder. Hier überredet der Teufel Faust einen Zaubertrank zu trinken, um auf die Frauen besonders begehrenswert zu wirken.

Daraufhin begegnet Faust das erste Mal dem jungen Gretchen. Er verlangt von Mephistopheles die Dirne für Faust zu beschaffen, da er andernfalls den Pakt löst.
Mephistopheles versucht mithilfe Gretchens Nachbarin den Wunsch zu erfüllen und bestätigt dieser, dass ihr verschwundener Mann tot sei. Außerdem legen Faust und der Teufel gestohlenen Schmuck in Gretchens Zimmer. Mephistopheles schafft es, eine Doppelverabredung in Marthes Garten zu arrangieren und dort kommt es zum ersten Kuss zwischen Faust und Gretchen.
Bei ihrem nächsten Treffen stellt Gretchen Faust die berühmte Gretchenfrage:
 „Nun sag, wie hast du´s mit der Religion?“[1]

Faust meint darauf, dass er nicht viel mit Religion und Glaube anfangen könne und es seiner Meinung nach keinen personifizierten Gott gäbe.
Am Ende überreicht Faust ihr ein Schlafmittel für ihre Mutter, damit sie sich am nächsten Abend heimlich lieben können. Jedoch tötet dieses Mittel Gretchens Mutter und Gretchen plagt ein schlechtes Gewissen. Als ihr Bruder Valentin davon erfährt, bietet sich dieser mit Faust einen bitterlichen Kampf und wird dabei von Faust erstochen. Faust und der Teufel flüchten und amüsieren sich in der Walpurgisnacht.
Als Faust erfährt, dass Gretchen schwanger gewesen ist, jedoch das neugeborene Kind getötet hat und zu Tode verurteilt ist, macht er den Teufel für das Unglück verantwortlich. Trotzdem hilft Mephistopheles ihm, Gretchen aus dem Kerker zu befreien. Doch diese weigert sich mit ihm zu gehen und wird von Gott von allen Sünden erlöst. Am Ende flieht Faust zusammen mit dem Teufel.


3.2.2 Interpretation


Goethe baut sein Werk auf der Geschichte des historischen Doktor Faustus auf, der ein wandernder Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager gewesen ist.
In Goethes Faust werden dem Leser Werte wie Religion, Liebe, aber auch Wissenschaft übermittelt. Faust wünscht sich mehr vom Leben, ihm plagt das Verlangen die Welt „wirklich“ zu verstehen und zu erfahren, aus was diese sich zusammensetzt. Außerdem grübelt er über den Sinn des Lebens nach. Das bedeutet, ihm ist die Wissenschaft nicht genug, sondern er strebt danach, Dinge zu erfragen, die in keinem Lehrbuch zu finden sind. Dieser Wissensdurst plagt ihn und bringt ihn beinahe um.

„Habe nun ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühen,
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor“[2]

Der Teufel  verkörpert das Böse und überredet Faust des Öfteren zu schlimmen Taten. Denn anstatt sich gegen Mephistopheles  zu wehren, ist Faust nicht imstande dem Teufel zu widerstehen und beauftragt diesen mit seinen Wünschen. Verzicht gehört dabei nicht zu Fausts Stärken, da er beispielsweise Gretchen beim ersten Zusammentreffen sofort als Geliebte haben möchte und dafür zusammen mit Mephistopheles  am Ende sogar Gretchens Mutter und Bruder tötet.
Und doch ist es sein ausdrücklicher Wille, Gretchen aus dem Kerker zu retten und ihr zu helfen. Das verleiht ihm etwas Heldenhaftes und Romantisches.
Aber auch Gretchens Freundin und Nachbarin Marthe verfällt dem Teufel und sie versucht sich ihm anzunähern, obwohl sie erst vor Kurzen von ihm erfahren hat, dass ihr Mann tot ist.
Insgesamt unternimmt Mephistopheles   viele schreckliche Dinge, um den Wünschen von Faust nachzukommen. Er gibt vor, Marthes Mann sei tot oder stiehlt teuren Schmuck und dergleichen. Daran erkennt der Leser, wie böse der Teufel wirklich ist.

Goethe zeigt, dass wir Menschen es oftmals nicht schaffen zu verzichten und widerstehen und dadurch häufig vom rechten Weg abkommen. Jedoch macht der Prolog im Himmel deutlich, dass Gott uns diese Fehler verzeihen wird, da sich der Mensch oftmals irrt. Und auch Gretchen wird am Ende von ihren Sünden erlöst, weil sie sich Gott zuwendet und ihre Taten bitterlich bereut. Gott wird in der Tragödie als sehr gutherzig und verständnisvoll dargestellt.

Gretchen lässt sich als sehr religiös und gläubig bezeichnen und daher stellt sie Faust die bekannte Gretchenfrage. Doch dieser weicht aus, da er nicht viel von der Religion hält und außerdem einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist.

Margarete:
„Nun sag, wie hast du`s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“
Faust:
„Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ´ ich Leib und Blut,
Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben .“ [3]
Doch mit Religion ist keinesfalls ausschließlich der Glaube an Gott gemeint. Viel mehr zählt dazu auch das Miteinander und gute Taten zu vollbringen.

Faust bezweifelt nie, dass es seiner Meinung nach keinen Gott gibt. Denn wenn er den Teufel persönlich kennt, muss es auch einen Gott geben, damit sich Gut und Böse ausgleicht. Jedoch erkennt der Leser, dass Faust nicht mit den strengen Regeln der Kirche einverstanden ist und Religion nicht erzwungen werden sollte. Des Weiteren hat er es nicht geschafft, vollkommene Erkenntnis über die Natur und Gott zu erlangen.

 Im Gegensatz dazu misst Gretchen der Kirche einen sehr hohen Stellenwert zu, da sie es so von ihren Eltern übernommen hat und die Gesellschaft übermittelt ihr ebenfalls die Wichtigkeit von Religion und Kirche. Deshalb flüchtet sie nach dem Tod ihres Bruders in die Kirche, um dort Erlösung zu erlangen, die sie am Ende auch bekommt. 

Letzten Endes kommen so gut wie alle Charaktere vom rechten Weg ab. Sogar das unschuldige Gretchen, das im Alter von nur 14 Jahren ihre Unschuld an Faust verliert und dabei auch noch unwissentlich ihre Mutter tötet. Die Protagonisten sind nicht imstande dem Bösen und somit dem Teufel zu widerstehen. Auch im wirklichen Leben kommen tagtäglich Menschen vom rechten Weg ab und begehen Fehler, doch das wirklich Wichtige ist, ob sie aus den Fehlern lernen oder sich bewusst für das Böse entscheiden.



[1] Faust, Der Tragödie erster Teil, Johann Wolfang Goethe, Reclam Ausgabe 1986
[2] Faust, Der Tragödie erster Teil, Johann Wolfang Goethe, Reclam Ausgabe 1986
[3] Faust, Der Tragödie erster Teil, Johann Wolfang Goethe, Reclam Ausgabe 1986

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