Am 22. Februar 2012 sind wir – die 3BK – zusammen mit den Klassen 2AH und 2BH mit dem Bus nach Mauthausen gefahren. Dort sind wir im KZ herumgeführt worden.
KZ Mauthausen
Das erste das wir sehen, ist ein Schwimmbad direkt vor dem General- und SS-Eingang, und somit auch unmittelbar vor den Mauern des Konzentrationslagers. Dieses Schwimmbad – so erzählt uns die Frau, die uns herumführt – wird in den 40-er-Jahren sowohl von den Generälen der SS als auch von der Bevölkerung Mauthausens benutzt. Sie erwähnt immer wieder den krassen Gegensatz des Vergnügens des Personals und des Leidens der KZ-Insassen und auch, dass dieses Schwimmbad nur ein Beispiel für diesen Gegensatz darstellt.
Nun beschreiten wir eine lange gerade Straße. Diese Straße sind bereits tausende KZ-Häftlinge vor uns entlang gegangen. Mit einem mulmigen Gefühl blicken wir unterdessen über die 2 Meter hohen Hecken und sehen die Dächer der Wachtürme, einen Kamin, den Stacheldraht, der anscheinend die gesamte Anlage umzäunt.
Das Russenlager
Die nächste Station der wir uns widmen, besteht aus dem Gedenkstein des „Russenlagers“ und des Areals darunter. Zu sehen ist ein weiter gerader Platz, von Bäumen umringt. Wir stehen auf einer Anhöhe auf der die Straße hinweg führt. Ich denke daran, wie es wohl gewesen sein muss nach Tagen in dem ratternden Zug, der nur ein paar Mal stehen bleibt um neue Häftlinge in die bei weiten überfüllten Wagons aufzunehmen. Nach Tagen in denen viele verhungert sind und viele verdurstet. Wie fühlt man sich wenn rundherum der Tod lauert? Wie fühlt man sich, wenn man auf dem Weg ins Ungewisse ist und wahrscheinlich nicht einmal versteht was überhaupt passiert?
Ich kann es mir nicht im Entferntesten vorstellen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie die Menschen es damals geschafft haben, nach dem tagelangen, ohnehin kräftezehrenden Transport auch noch den Berg hinauf zu gehen. Den Weg in Richtung des Konzentrationslagers. Vielleicht ist sogar gerade der Geruch des Krematoriums in der Luft gelegen. Was denken die betroffenen Menschen in dieser Situation? Sind sie überhaupt noch im Stande einen klaren Gedanken zu fassen? Ist ihr Wille bereits gebrochen und sind ihre Gedanken wirr und trüb?
Aber auch Gedanken an die Einwohner von Mauthausen gehen mir durch den Kopf: Wie haben sie es in dem Dorf ausgehalten? In dem Dorf in dem Menschen (Insassen), die aussehen wie Sklaven – schwach, verletzt, mit schmutziger Kleidung – immer wieder quer durch die Gassen und Straßen geführt werden und nie wieder zurückkehren von dem Ort auf dem Hügel…was denken sich die Einwohner an so einem Ort? Was tun sie um den Geruch von verbrannten Leibern zu ertragen, zu verdrängen? Denn dieser Geruch ist nicht nur in Mauthausen, sondern teilweise sogar bis nach Linz wahrnehmbar gewesen.
Als ich meinen Blick weiter schweifen lasse, erkenne ich wie gut von hier aus die Aussicht ist. Auch die Führerin weist darauf hin und erklärt, dass man dadurch logischerweise auch das KZ von weither sehen konnte. Dies soll den Menschen „Angst machen“ bzw. sie daran erinnern, dass jeder von ihnen der Nächste sein hat können.
Der große Platz rechts unter uns ist früher ein Sanitäts- und Krankenlager gewesen. Ursprünglich soll es ein Lager für sowjetische Kriegsgefangene darstellen, doch ein Großteil derer war schon bei der Ankunft in Mauthausen nicht mehr am Leben. Dort werden die Menschen untergebracht, die nicht mehr arbeitsfähig sind – also durch Erkrankung oder Unterernährung zu schwach um Arbeit zu leisten. Was hier jedoch zu erwähnen ist: sie werden eigentlich nur ausgelagert um zu sterben. Es gibt weder die nennenswerte medizinische Versorgung noch hohe Hygienestandards. So werden die Kranken oft Opfer von medizinischen Versuchen, werden in der Gaskammer ermordet oder in die „Euthanasieanstalt“ Schloss Hartheim verlegt.
Der Sportplatz
Wieder drängen sich Bilder in meinen Kopf. Bilder von den Zuschauern, die von den „Tribünen“ einen direkten Blick in das Krankenlager werfen können und dort das Leid und den Schmerz sehen. Von Türmen aus Leichen, die achtlos übereinander geworfen werden. Bilder vom Tod…Bilder von den Leichen, die vielleicht auch heute noch auf diesem Platz liegen und für immer vergessen sind. Angehörige der ehemaligen Häftlinge kommen oft hierher um den Opfern zu gedenken. Was für ein Hass muss in ihnen lodern, wenn sie erfahren, dass hier Spiele zur Belustigung und Unterhaltung der Generäle stattgefunden haben, während nebenan – keinen Steinwurf entfernt – unschuldige Menschen einen qualvollen Tod sterben müssen. Während in meinem Kopf noch weitere schreckliche Szenarien auftauchen, fahren wir mit unserer Führung fort.
Der Wiener Graben - der Steinbruch
Nun stehen wir auf einer weiteren matschigen Anhöhe. Doch dieses Mal ca. 30 Meter über dem Erdboden. Wir stehen nun über dem Steinbruch „Wiener Graben“ in dem damals viele Häftlinge schwerste Knochenarbeit verrichten. Hier ist das Motto: Tod durch Arbeit.
Die Todesstiege
Ich sehe vor meinem geistigen Auge zahllose Häftlinge in Fünferreihen die Todesstiege erklimmen. Viele brechen schon auf dem Weg unter der Last der Granitblöcke zusammen, während Andere Opfer von Willkürakten der Generäle werden, die am Ende der Stiege warten um wahllos Arbeiter wieder hinunter zu schubsen oder zu verprügeln. Ich höre die Schreie der wehrlosen Männer unter mir verhallen und sehe das Bild verblassen.
Die Fallschirmspringerwand
Andere Arbeiter erscheinen vor meinem Auge…ich sehe sie vor den Generälen hergehen. Diese befehlen ihnen vor einem steilen Abhang stehen zu bleiben. Sie gehorchen, sie haben keine andere Wahl. Die Generäle befehlen ihnen weiters, auf den Abhang der Wand zuzugehen, nicht stehen zu bleiben. Wieder gehorchen sie…sie gehen weiter und bleiben nicht stehen, zögern nicht als sie keinen festen Grund mehr unter ihren Füßen spüren sondern nur noch die Luft rauschen hören und sich für einen kurzen Moment schwerelos fühlen. Sie fallen. Einer nach dem anderen fällt die Steinmauer hinunter…hinunter in den sicheren Tod. Die Generäle nennen diese Männer als grausigen Scherz „Fallschirmspringer“. Diesem Namen verdankt auch die steile Wand seinen Namen – Fallschirmspringerwand. Auch jene Insassen, die die Strapazen der KZ-Haft nicht mehr ertragen und den Freitod wählen, stürzen sich diese Wand hinab.
Die Arbeit
Die Arbeitsbedingungen waren wortwörtlich tödlich. Ein Arbeitstag beginnt für einen Steinbrucharbeiter im Sommer um 6:30 Uhr und im Winter um 7:30. Die Arbeitsstunden betragen durchschnittlich neun bis elf Stunden pro Tag. Auf Jahreszeiten, gesundheitliche Beschwerden – solange sie nicht in großem Maße arbeitseinschränkend sind –, sowie Erschöpfung, werden nicht berücksichtigt und konstant ignoriert. So sind die Todesursachen nicht verwunderlich: Erfrierung, Hitzeschlag, Erschöpfung, Krankheit, Verbluten …
Die Klagemauer
Nachdem wir lange Zeit bei dem Steinbruch verbracht haben, widmen wir uns nun dem Inneren des KZs. Wir treten durch ein großes Tor mit zwei Flügeln. gleich rechts prangt ein Schild das den Namen „Klagemauer“ trägt. Meine Fantasie geht wieder mit mir durch. Ich sehe Menschen im Sommer, im Winter, bei Nacht und bei Tag, bei Schneefall und bei sengender Hitze an der Wand stehen. Teilweise nackt, aller Güter beraubt, hilflos und verzweifelt. Voller Angst was nun geschehen wird. Voller ängstlicher Erwartung und Trostlosigkeit. Ich sehe sie mit dem Gesicht zur Wand dastehen. Manche Häftlinge werden misshandelt, geschlagen, getreten, ihr Gesicht gegen die Wand geschlagen. Andere wiederum werden komplett verschont und nur einige Stunden in dieser Blöße alleingelassen. Ich spüre sie schon fast neben mir stehen, höre sie schon fast wimmern und weinen. Ich stelle mir vor wie viele Menschen hier gestanden haben müssen, wie viel Hilflosigkeit und Traurigkeit hier Ausdruck verliehen worden ist. Meine Knie werden weich bei dem Gedanken, dass hier so viel Schmerz und Schikane ertragen worden ist. Genau hier, an dieser Stelle an der ich heute, hier und jetzt stehe.
Die Duschen
Dem stunden- oder tagelangen Stehen und Warten an der Wand folgt die Registrierung der Häftlinge. Es werden alle am gesamten Körper kahl geschoren und mit einer heißen Dusche desinfiziert, sie erhalten Häftlingsbekleidung, eine Häftlings- und eine Blocknummer. Allen Menschen wird dadurch ein großer Teil ihrer Persönlichkeit genommen, viele vergessen ihren Namen, vergessen wer sie sind. Ca. alle sechs Wochen finden Gemeinschaftsduschen und Desinfizierungen statt.
Wir betreten die Duschen. Der ca. 15 m² große Raum bietet Platz für geschätzte 100 Leute. Nun stelle ich mir vor wie mehr als 300 Menschen in diesen Raum gedrängt werden. Allesamt kahl geschoren, nackt, den anderen Insassen sowie der SS ausgeliefert, die auf einer 10 cm hohen Anhöhe rund um die Insassen steht und dafür sorgt, dass alle schön unter dem Wasser bleiben. Die Temperatur des Wassers wechselt von eiskalt auf brühend heiß, je nachdem wie es der Mann will, der gerade den Regler bedient.
Und wieder kommt mir der Gedanke, dass hier an dieser Stelle an der ich gerade stehe Menschen gelitten haben, dass sich hier Menschen den Tod gewünscht haben. Und das erste Mal denke ich mir: ich will hier raus! Ich will nicht mehr dort stehen, an genau der Stelle, an der tausende Menschen gelitten haben, an der Menschen geschrien haben und sowohl körperlich als auch psychisch gefoltert worden sind. Mein Magen rebelliert und es macht sich ein unbekanntes Gefühl in mir breit. Wieder denke ich mir: ich will hier weg.
Die Entblößung der Häftlinge ist unglaublich wirksam. Sie schikanieren sich so nicht nur vor den SSlern sondern auch vor den restlichen Menschen in dem KZ, die in dieser Dusche Kameraden sind. Kameraden, die alle das gleiche fühlen und sich durch nichts mehr voneinander unterscheiden. Sogar das Aussehen gleicht sich nach den längeren Aufenthalt im KZ: alle Menschen sehen aus wie lebende Tote. Kein Leben ist mehr in ihnen, denn sie haben auch keinen Grund mehr zu leben. Der Schmerz, der Identitätsverlust und die ständige Unterdrückung durch Angst lassen sie alle zu Unterworfenen werden. Zu uneigenwilligen Geschöpfen, die sich ihrer Lage schon längst hingegeben haben und nun nur noch auf die Erfüllung ihres Schicksales warten: die Entlassung aus dem KZ Und diese kann nur durch den hohen roten Kamin erfolgen, aus dem tagtäglich schwarzer Rauch aufsteigt.
Die Barracken
Endlich fahren wir mit der Führung fort. Meine Gedanken verstummen jedoch nicht. Auch mein Magen beruhigt sich nicht. Die Tatsache, dass ich – erfüllt von Leben, motiviert und glücklich – auf dem Boden gehe, auf dem Menschen die größten Unmenschlichkeiten der Geschichte erlebt haben, hat sich bereits zu tief in mein Gedächtnis hineingebohrt. Diese Tatsache durchdringt mich und lässt mich nicht mehr los.
Auch in den Baracken sehe ich nur den Schmerz, nichts anderes, alles andere verblasst, erscheint unwichtig. In den Baracken sind weit mehr Männer untergebracht als vorgesehen. Menschen schlafen auf anderen Menschen, auf dem Boden und dort wieder auf anderen Menschen. An Unmenschlichkeit ist es nicht mehr zu überbieten ist mein Gedanke, bis ich erfahre, dass die Männer allesamt an Durchfall leiden und in der Nacht nicht auf die Toilette gehen dürfen. Deshalb müssen sie teilweise bereits überfüllte Eimer benutzen, die an der Wand aufgereiht stehen. Jeden Morgen ist den Insassen erlaubt sich zu waschen. Allerdings ist die Zahl jener so hoch, dass sich nie alle waschen können, bevor zum allmorgendlichen Appell aufgerufen wird.
Die Tötungseinrichtungen
Die nächste Station ist gleichzeitig die letzte aber auch die brutalste. Die Gaskammern und der Verbrennungsofen. Die Frau, die uns herumführt, bleibt vor dem Eingang zu den Gaskammern und dem Ofen stehen und erklärt uns dort alles Wissenswerte. Unten im Keller angekommen, herrscht Stille. Ich wage kaum zu atmen, aus Angst, dass noch ein letzter Rest des Verbrennungsgestankes meine Nase erfüllen könnte. Aber auch aus Angst die Ruhe zu stören. Meine Beine streiken weiterzugehen, meine Augen weigern sich, sich die Gaskammern auch nur anzusehen. Alles was ich denken kann ist: „Ich will hier raus und nie mehr wieder einen Fuß hineinsetzen.“ Diese Empfindungen sind auch heute noch – 2 Monate nach der Exkursion – so klar in Erinnerung, als wäre es gestern gewesen.
Mein Verstand geht wieder mit mir durch, projiziert die Menschen, die Leichen, hier in diese Kammern. In der „Genickschussecke“ sehe ich Blutspritzer, in der Gaskammer sehe ich Menschen tot umfallen, am Galgen hängt ein Mann, nackt und komplett rasiert. Ich bin heilfroh als wir diese Hinrichtungsstätte verlassen. Der Weg führt direkt nach draußen ins Freie wo die Sonne uns blendet.
Das Ende der Führung
Hier findet auch die Führung ihr Ende. Nach diesem Rückblick in den wohl dunkelsten Teil der österreichischen und deutschen Geschichte, scheint es irgendwie unwirklich und unbegreiflich, dass wir heutzutage in solchem Wohlstand leben, frei von Angst und scheinbar teilweise unberührt von all den damaligen Grausamkeiten der Nazis. Den Ausflug in das KZ werde ich nie vergessen. Nie werde ich die Gefühle, die Beklemmungen vergessen, die dieser Ort in mir ausgelöst hat. Ein solches Gefühl hat mich noch nie zuvor übermannt. Es kommt mir im Nachhinein vor wie eine gewisse Starre, eine Lähmung in der ich gefangen gewesen bin solange ich diesen Ort in meinem Blickfeld gehabt habe.
Schloss Hartheim
Am nächsten Tag steht eine weitere Führung auf dem Plan, bevor wir die Heimreise antreten: Schloss Hartheim.
Hierbei handelt es sich – wie der Name schon sagt – um ein Schloss. Es ist im 19. Jahrhundert erbaut worden und später von Nationalsozialisten als Euthanasieanstalt benutzt worden. Eigentlich hat dieses Schloss als Behindertenanstalt gedient. Aber nachdem die Nazis sich das Schloss zu Eigen gemacht haben, bringen sie hier die Menschen um, die sie als „lebensunwert“ erachten. (siehe Ausstellung „Wert des Lebens“) Außerdem werden Strategien entwickelt um die Existenz solcher „Randexistenzen“ zu verhindern.
Nach dem zweiten Weltkrieg wohnen in diesem Schloss Menschen, für die die Räume zu Wohnungen umgebaut worden sind. Lediglich einige Gedenktafeln erinnern an die vielen Opfer der Euthanasieanstalt. Aufgrund der heiklen Vergangenheit beschließt jedoch das Land Oberösterreich das Schloss in einen Gedenk- und Lernort umzugestalten. 2003 sind die Umbauarbeiten fertiggestellt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wohnen in diesem Schloss Menschen, für die die Räume zu Wohnungen umgebaut worden sind. Lediglich einige Gedenktafeln erinnern an die vielen Opfer der Euthanasieanstalt. Aufgrund der heiklen Vergangenheit beschließt jedoch das Land Oberösterreich das Schloss in einen Gedenk- und Lernort umzugestalten. 2003 sind die Umbauarbeiten fertiggestellt.
Das Erdgeschoss
Zuerst werden wir im Erdgeschoss herumgeführt. Vor allem dort finden während des zweiten Weltkrieges massenweise Tötungen statt. Die erste Station ist die Garage, in der die Patienten von überallher angeliefert werden. Diese Patienten kommen aus Pflege-, Alten- und sogenannten Idiotenheimen und gelten als „nicht besserungsfähige“ Insassen.
Im Anschluss daran betreten wir einige Räume, in denen von unserem Führer geschildert wird, wie der Ablauf in dieser Anstalt gewesen ist. Das hauptsächliche Motiv der Nazis für die Euthanasie ist die Kosteneinsparung in der Behandlung solcher „lebensunwerten“ Menschen. Nach der Ankunft, gehen die Patienten in den Aufnahmeraum. Hier ziehen sie sich komplett aus, werden von dem Arzt begutachtet um anschließend direkt in die Gaskammer geführt zu werden.
Die Tötungsanstalt stützt sich auf eine gute Organisation. Während im Erdgeschoss viele Menschen ermordet werden, denken sich Angestellte in den oberen Stockwerken verschiedene Todesursachen aus und nennen verschiedene Orte und Sterbedaten der Opfer, um keinen Verdacht auf Massenmord zu wecken. In die Urnen, die an die Familien gesendet werden, wird Asche von beliebigen Menschen gefüllt. Nur wenige der damaligen Angestellten bestraft das Gesetz. Viele tauchen unter oder entziehen sich der Verantwortung durch Selbstmord – so auch der damalige Leiter der Euthanasieanstalt.
Die Asche der Toten wird anfangs in die Donau gekippt. Da dies jedoch Gerüchte unter der Bevölkerung aufkommen lässt, geht man dazu über, die Asche und Knochen der Opfer flächenmäßig zu verstreuen oder in Gruben zu vergraben. Fast alle Insassen, die nach Hartheim kommen, nehmen ihre Habseligkeiten, im Glauben daran, in ein anderes Pflegeheim verlegt zu werden, in das Schloss mit. Diese werden von den Angestellten im Innenhof der Anstalt vergraben. Uhren, Brillen, Tassen und andere Gegenstände sind dort gefunden worden.
Durch die Gaskammer, dem dahinter liegenden Technikraum, dem Leichenraum und dem Krematoriumsraum führt ein Steg. Durch diesen durchschreitet man zwar die Tötungsräume, aber man betritt sie nicht. Dies schafft eine gewisse emotionale Distanz. Aber nach dem vorherigen Tag, ist das Aufkommen des flauen Gefühls im Magen, nicht zu verhindern.
Ausstellung "Wert des Lebens"
Nach dieser Führung betreten wir die Ausstellung „Wert des Lebens“, die im ersten Stock angesiedelt ist. Hier bekommen wir einen Einblick in das Auswahlverfahren der Nazis und was sie damals unter dem perfekten Menschen verstehen.
Hier erfahren wir, dass ´die Euthanasieanstalt dem damaligen Ziel der Wissenschaft dient: den Menschen, die Natur und die Gesellschaft planmäßig zu verbessern und durch Medizin und Erziehung zu vervollkommnen. Das 18. und 19. Jahrhundert sind geprägt von Messungen und Klassifizierungen, nach denen festgestellt werden sollte, was den perfekten Menschen ausmacht. Behinderte, psychisch kranke aber auch Arme – allesamt Menschen die nicht den Kriterien von Normalität und Gesundheit entsprechen – werden in extra dafür geschaffene Anstalten gebracht.
Außerdem werden arbeitsfähige Menschen – die Kriterien hierfür sind Pünktlichkeit, Genauigkeit, Gleichmäßigkeit der Leistung, Unterdrückung persönlicher Besonderheiten, die geeignet waren, den Produktionsprozess zu stören, sowie langfristige Berechenbarkeit des Verhaltens – besser behandelt als diejenigen, die diesen Kriterien nicht entsprechen. Für all jene, die als „unbrauchbar“ erachtet werden, gibt es spezielle Institutionen: Zucht- und Arbeitshäuser, Alters- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Idiotenanstalten und Irrenhäuser. Der Impuls solche Institutionen einzurichten ist nicht etwa Mitleid, sondern der Wunsch auch jene zu kontrollieren, die nicht der Norm entsprechen.
Nachdem die Erkenntnisse der Darwinschen Evolutionstheorie auf die menschliche Gesellschaft angewandt wird, werden Maßnahmen gesetzt um die Fortpflanzung von geistig und körperlich „hervorragenden Individuen“ zu fördern und die von weniger wertvollen Individuen zu verhindern. So erlebt auch die Eugenik – die Erbgesundheitslehre – in den Industriestaaten Europas und in den USA einen gewaltigen Aufschwung. Sie ist der Auslöser für Abertausende Zwangssterilisationen in der Zeit des Nationalsozialismus, an denen manche Menschen sogar sterben. Der Erhalt und die Fortpflanzung der „arischen“ Familie stehen an höchster Stelle. In Amerika ist eines der Ziele der Eugenik, die Minderwertigkeit der Schwarzen festzustellen.
Auch heute werden oft Diksussionen angestimmt über Themen wie Sterbehilfe, Abtreibung, pränatale Vorsorgeuntersuchung, Gentechnik und leider auch immer wieder über Rassismus. Diese Themen werden auch in dieser Ausstellung behandelt, da sie unweigerlich mit der Frage zusammen hängen, wer es wert ist zu leben und wer nicht.
Vor allem der letzte Teil der Ausstellung lässt mich über die Behinderten heutzutage nachdenken. Wie behandeln wir sie eigentlich? Sehen wir hin oder sieht der Großteil weg? Werden sie immer noch ausgegrenzt, wenn auch nicht so brutal wie damals? Geben wir ihnen überhaupt eine Chance? Meiner Ansicht nach, hat sich auf jeden Fall sehr viel getan im Umgang mit Behinderten Menschen, aber es ist immer noch Platz für weitere Veränderungen. Auch heute werden nicht alle Menschen so akzeptiert wie sie sind und werden ausgegrenzt.
Nach der letzten Station der Ausstellung treten wir die Heimreise mit einer Vielzahl an neuen Eindrücken an und ich für meinen Teil behalte diesen Ausflug wahrscheinlich für immer im Gedächtnis.
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Diese Exkursion hat mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben und auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist wichtig, dass so etwas wie der Nationalsozialismus in der Zukunft nie wieder passiert, das haben mir die Führungen gezeigt. Das Traurige ist, dass auch heute noch viel zu viel Grausamkeiten in der Welt geschehen und das Tagtäglich. Es ist zu vergleichen mit damals: jeder weiß es, jeder sieht es, niemand tut etwas. So sind zum Beispiel die grauenhaften Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern, die genitale Verstümmelung der Frauen in weiten Teilen der Erde aber auch die Gewalt im Haushalt nur einige Probleme um die wir uns kümmern müssten um auch über sie eines Tages in der Vergangenheitsform sprechen zu können.
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Nun an euch gerichtet, falls irgendwer bis zum Ende gelesen hat:
Ich würde mich wirklich über etwas Feedback freuen, was den Aufsatz angeht! ((:
Danke im Voraus
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